Sorgen. Und Hoffnung.

Bregenz, 30.12.2020. Zum 31.12.2020 verlässt Pfr. Mag. Edwin Matt das Kuratorium von plan:g – Partnerschaft für globale Gesundheit. Seit 2011 hatte sich Pfarrer Matt für Gesundheit in der Einen Welt engagiert. Mit Sorge – aber auch mit Freude über das Erreichte und mit einiger Hoffnung – blickt Pfarrer Matt auf die weltweite Arbeit der katholischen Kirche im Gesundheitssektor.

 

Weniger die aktuelle COVID-19-Pandemie selbst als vielmehr der gesellschaftliche und kirchliche Umgang damit ist für Pfr. Matt Anlass zur Sorge. Sowohl in Österreich wie auch in den Partnerländern der Entwicklungszusammenarbeit fördere die Corona-Krise Rassismus und Ausgrenzung:  „Im Frühjahr waren in Österreich Menschen aus Asien noch besonders betroffen. Jetzt werden Menschen aus unseren südlichen Nachbarstaaten diffamiert – immer wird nach Schuldigen und Sündenböcken gesucht. Selbst schlüpfen wir nur zu gern in eine bequeme, passive Opferrolle.“ 

 

Selbstkritisch, mit Verweis auf Erzbischof Carlo Maria Viganò oder Gerhard Ludwig Kardinal Müller, spricht  Pfr. Matt in diesem Zusammenhang die Rolle der Kirche an:  „Wie Teilen der Gesellschaft insgesamt fällt es auch Teilen unserer Kirche schwer, wissenschaftliche Evidenz zu erfassen und daraus Konsequenzen zu ziehen.“ Dabei macht Pfr. Matt auf notwendige Informationen zu COVID-19, zu anderen Infektionskrankheiten wie etwa Malaria, die sogenannte 'Gender-Kritik' sowie auf Engführungen im Missionsverständnis aufmerksam: „Ausgewogenheit in solchen Debatten bedeutet nicht, Sinn und Unsinn gleichberechtigt nebeneinander stehen zu lassen." Notwendig seien vielmehr Debatten mit Mut zur Veränderung. Debatten, die Komplexität nicht fürchten, sondern fachlich richtig erläutern. 

 

Pfarrer Matt sagt:  „'Aussätzig sein' bzw. 'aussätzig gemacht werden' zeigt sich bis heute in vielen Gesichtern und Verhaltensweisen. Die ständige Weiterentwicklung zur 'Partnerschaft für globale Gesundheit' erfordert unser entschiedenes Einstehen und Eintreten von der Grundbotschaft Jesu her.“

 

Nach fast 10 Jahren Tätigkeit für plan:g und vor dem Hintergrund der Pandemie sei es nun für plan:g wie für ihn persönlich Zeit für einen Neubeginn: „Jetzt, mitten in der Corona-Pandemie, möchte ich mit meinem Rückzug aus dem Kuratorium den Weg für eine noch deutlich stärkere Fachlichkeit ermöglichen. Denn Barmherzigkeit ist nicht Wohltätigkeit, sondern das konsequente Verstehen von Armut und Krankheit, um deren Ursachen zu überwinden. Es geht nicht lediglich um die Freundschaft mit Armen und Kranken, sondern um eine Kirchen- und Weltveränderung, welche Platz für weitere Entwicklung eröffnet."

 

Edwin Matt sieht die konsequente Menschenrechtsorientierung von plan:g als den zentralen Erfolg der letzten Jahre. plan:g habe Wohltätigkeit in Solidarität gewandelt. Daran gelte es, mit noch mehr Fachlichkeit weiter zu arbeiten. "Wenn wir als Kirche heilsam sein wollen, sollten wir ernst machen mit dem synodalen Weg, ernst machen mit einer neuen Rolle des Klerus, ernst machen mit einem uns-einlassen auf wissenschaftliche Evidenz und auf die Probleme der Welt, in der die Gesundheit von Pflanzen, Tieren und Menschen so eng verbunden und Schöpfung so gefährdet ist“.

 

Sehr herzlich bittet Pfr. Matt daher die Unterstützer*innen von plan:g,  die befreundeten Werke im In- und Ausland  sowie kirchliche Akteure, die Arbeit von plan:g weiterhin konstruktiv-kritisch und damit großzügig zu unterstützen.

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