Neben Lepra gibt es weitere „vernachlässigte tropische Krankheiten“.

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Vernachlässigte Krankheiten

Gerade in Afrika südlich der Sahara (ASS) geht noch ein hoher Teil der Todesfälle und Behinderungen auf vernachlässigte tropische Krankheiten (Neglected Tropical Diseases, NTDs) zurück. Im Kampf gegen diese Krankheiten sind Erfolge möglich. Bei fast allen vernachlässigten tropischen Krankheiten spielt nicht allein die medizinische Behandlung eine Rolle: Es kommt immer auch auf Verhaltensänderungen an. So ist das erfolgreichste Mittel gegen Malaria-Neuinfektionen das imprägnierte Moskitonetz. Mit dem Kauf eines Moskitonetzes für etwa drei Euro ist es aber nicht getan. Der korrekte Gebrauch und die regelmäßige Neuimprägnierung der Netze müssen organisiert und erlernt werden. 

Wenn es um Verhaltensänderungen geht, bieten die bisherigen Erfolge der Leprabekämpfung gute Anschlussmöglichkeiten. Das ist dringend notwendig. Denn werden die vernachlässigten Tropenkrankheiten in ihrer Gesamtheit betrachtet, sind diese ebenso gefährlich wie die „tödlichen Drei“ (Malaria, Tuberkulose, HIV/AIDS). Die Anstrengungen der internationalen Lepra-Organisationen, der Bemühungen der Weltgesundheitsorganisation und verschiedener privater Initiativen wie der des ehemaligen US-amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter zeigen: Der Mensch kann Krankheiten besiegen. Damit sind die Ziele der internationalen Lepra-Organisationen zwar ehrgeizig, aber realistisch. 

Ob wir diese Ziele erreichen, hängt in erheblichem Maße von den sozioökonomischen und politischen Entwicklungen in den Partnerländern der Entwicklungszusammenarbeit ab – davon also, ob es Entwicklungsgerechtigkeit gibt. Ebenfalls von zentraler Bedeutung ist das Verhalten der westlichen, mithin der europäischen und auch österreichischen Öffentlichkeit. Es muss gelingen, vernachlässigte Tropenkrankheiten in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Nur so können wir die forschende Pharmabranche und auch die öffentlich finanzierte universitäre Forschung zu noch größeren Anstrengungen bewegen. 

Weitere Informationen finden Sie in unserer Broschüre: Broschüre Tropenkrankheiten

Beispiele für NTDs

Neben der Lepra listet die Weltgesundheitsorganisation weitere 16 „vernachlässigte tropische Krankheiten“. Die Weltgesundheitsorganisation spricht von den 17 NTDs. Auf der NTD-Liste finden sich alte Bekannte wie Lepra oder auch die Tollwut, die nach Ansteckung innerhalb von 15 bis 90 Tagen so gut wie immer tödlich verläuft.
Buruli-Ulkus
Buruli-Ulkus wird durch ein den Lepra- und Tuberkulosebakterien eng verwandtes „Mycobacterium ulcerans“ ausgelöst. Das Bakterium setzt ein Gift frei, das sich durch Gewebe, Knochen und Haut frisst und die Immunabwehr aussetzt. Besonders Kinder leiden unter Buruli-Ulkus – fast zwei Drittel aller Betroffenen sind jünger als 15 Jahre. Buruli-Ulkus kommt in 30 Ländern weltweit vor; die Krankheit hat ihren Namen von der ugandischen Buruli-Region. Besonders sumpfige Gebiete West- und Zentralafrikas sind betroffen. Die neuere Forschung nimmt eine parasitäre Übertragung an. Einen Impfstoff gibt es nicht. Buruli beginnt mit kleinen, nicht schmerzenden Knoten oder Verhärtungen unter der Haut. Wird die Krankheit endlich erkannt, hat sie, ähnlich der Lepra, meist schon großen Schaden angerichtet. Wie Leprapatienten werden auch an Buruli erkrankte Menschen vielfach ausgegrenzt.

Die Diagnose, wenn auch durch moderne Nachweisverfahren erleichtert, erfordert viel Erfahrung. Die Behandlung der durch das Bakterium verursachten Geschwüre ist langwierig. Vor allem die aufwändige Wundpflege und die antibiotische Kombinationstherapie sind pflegerische und ärztliche Herausforderungen. Vielfach sind auch chirurgische Eingriffe erforderlich. Neben der von der WHO als Standard vorgeschriebenen antibiotischen Therapie stecken innovative Ansätze mit Wärmebehandlung in den Kinderschuhen.

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