Bregenz und Genf, 24.03.2014. Zusammen mit den Partnern der Stop-TB-Partnerschaft fordert Pfarrer Edwin Matt, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Aussätzigen-Hilfswerk Österreich ein größeres Engagement gegen die TBC: „Die Mediziner wissen, was zu tun ist. Die Therapie ist bekannt. Die Standard-Therapie ist preiswert und gut wirksam. Aber: Die Therapie kommt bei vielen Menschen nicht an!“
Das Aussätzigen-Hilfswerk Österreich und seine Partnerorganisationen etwa in Pakistan, Jemen oder Uganda setzen auf einen etablierten Standard. Das DOTS-Verfahren („Directly observed treatment, short course“) bietet den Patienten eine Möglichkeit zur kostenlosen Diagnose und Behandlung. Wo immer möglich setzt das Aussätzigen-Hilfswerk Österreich auf eine Kooperation mit den Stationen der staatlichen Gesundheitssysteme: „Als Aussätzigen-Hilfswerk sind wir die Türöffner für Menschen, die sonst keine Behandlung erhalten“ erklärt Pfarrer Matt.
Wenn die Behandlung nicht konsequent erfolgt, bilden sich Resistenzen. Der TBC-Erreger verändert sich rasch: 2012 erkrankten bereits 450.000 Menschen an der sogenannten multiresistenten TB (MDR-TB), fast 50.000 sogar an der extrem resistenten TB (XDR-TB). Sowohl Diagnose als auch Behandlung von MDR- und XDR-TB sind mehrere hundert Mal teurer als bei einer normalen Tuberkulose.
Die Behandlung einer Tuberkulose dauert mindestens sechs Monate, bei resistenten Fällen sogar bis zu zwei Jahre. In dieser Zeit müssen alle Patienten regelmäßig einen Mix aus mindestens vier verschiedenen Antibiotika einnehmen.
„Gerade absolut Arme haben dafür oft nicht nur kein Geld, sondern auch keine Zeit – in vielen Teilen der Welt arbeiten sie unter ausbeuterischen Bedingungen, als Tagelöhner oder Leibeigene – bis sie sterben“ erklärt Pfarrer Matt.
Die einhellige Forderung der Weltgesundheits-Organisation und der Stopp-TB-Partner: Politik und Wirtschaft müssten gezielt in die Gesundheitssysteme der besonders von TBC betroffenen Länder investieren. Nur so lässt sich die Tuberkulose in den Griff bekommen.“
Auch die Schwerpunkte der medizinischen Forschung müssen verändert werden: Weil arme Menschen keine Arzneien bezahlen können, vergrößert sich die Forschungslücke im Bereich TBC.
Mit dem Rückenwind aus der TBC-Kampagne zum Welttag wird das Aussätzigen-Hilfswerk Österreich sein Engagement insbesondere in Uganda deutlich verstärken. Die Herausforderungen: Wie können Gesundheitshelfer ausgebildet werden, damit die Arbeit der Behandlungszentren effektiver wird? Wie können die Behandlungszentren sicherstellen, dass sie alle Erkrankten erreichen? Wie lässt sich der „brain-drain“, die Abwanderung der ausgebildeten Gesundheitshelfer in besser bezahlte Berufe, nachhaltig verhindern? Wie können sich Patienten eine konsequente Behandlung leisten – wenn sie dafür regelmäßig in das Behandlungszentrum kommen müssen und in dieser Zeit nicht arbeiten können?
Nach Schätzung der Weltgesundheits-Organisation WHO fehlen rund 1,6 Milliarden Dollar als direkte Investitionen in die Gesundheitssysteme. Hilfsorganisationen allein werden diesen Betrag nicht aufbringen können.
Ziel des Aussätzigen-Hilfswerk Österreich: Die mit den Partnern durchgeführten Pilotprogramme sollen immer auch zum Lobbying genutzt werden und zeigen, dass die Behandlung der TBC viel preiswerter ist als das Nichtstun. „Wichtig ist ein geschärftes Bewusstsein“, erklärt Pfarrer Matt: „In Österreich kennen wir die TBC noch aus den Nachkriegsjahren. Wir sind vergesslich geworden - wenn wir TBC dauerhaft stoppen wollen, müssen wir Gerechtigkeitslücken schließen.“