Weltlepratag 2018

Wir wollen nicht die Illusion nähren, Entwicklungs- oder Nothilfe könnten das Leben von Menschen mit Armutskrankheiten verbessern, ohne dass es zu einschneidenden Veränderungen der Lebensverhältnisse im globalen Norden, also auch in Österreich, kommen müsse. Das betrifft auch unsere eigene Organisation: Auf dringende Bitten unserer Partner, der Weltgesundheitsorganisation oder des leprabetroffenen Beiratsmitglieds Evelyne Leandro wird sich das Aussätzigen-Hilfswerk Österreich im Jahr 2018, dem 60igsten Jahr seines Bestehens, umbenennen. 

Eine Benennung von krankheitsbetroffenen Partnern im Sinne eines Eigenschaftswortes als „leprös“, „aussätzig“ oder als „Aussätzige“ lehnt das Aussätzigen-Hilfswerk Österreich schon seit vielen Jahren ab. Dennoch haben wir uns für die Umbenennung entschlossen, dies schon aus Respekt vor der internationalen Kampagne „don‘t call me a leper - nenn‘ mich nicht aussätzig“, die sich um die Überwindung des mit Lepra assoziierten Stigmas verdient gemacht hat.

Jesus hat Menschen berührt – auch mit den Mitteln der Sprache. Danke, dass Sie sich für unsere Arbeit interessieren und uns unterstützen – in Zukunft mit einem neuen Namen, aber denselben Zielen. Wir denken global, fördern Veränderung und öffnen in Partnerschaft mit den Ärmsten der Armen Zugänge zum Gesundheitssektor: Danke, dass Sie Gesundheit ansteckend machen. 

Wie werden wir in Zukunft heißen?

Das Bild oben wurde unweit der biblischen Taufstätte aufgenommen. So sehen die Grenzanlagen am Jordanfluss von israelischer Seite heute aus: Da ist kein Durchkommen mehr. Dabei wäre eine Jordan-Überquerung heute eigentlich viel einfacher möglich als zu Mose oder Jesu Zeiten. Denn der früher breite Fluss, in dem Johannes den Jesus taufte und Jesus dem Simon Petrus einen neuen Namen gab (Johannesevangelium, 1,35-42), ist zu einem dreckigen Rinnsal verkommen. Das hat unter anderem mit der österreichischen Lust auf Zitrusfrüchten zu tun. Denn die wasserintensive, exportorientierte israelische Landwirtschaft zieht so viel Wasser ab, dass 90% des Jordanwassers das Tote Meer gar nicht mehr erreicht. 

Flüsse können Verbindung schaffen oder trennen. ‎Das gilt auch für unser Verhalten. Und für Namen: In den letzten Jahren haben wir festgestellt, dass unser sperriger Name zwar zum Nachdenken anregt. Er löst aber auch Widerspruch aus – und kann verletzend sein. 

Beispiel "Schwulenseuche"

Die Kampagne „don’t call me a leper – nenn mich nicht aussätzig“ wendet sich gegen den leichtfertigen Umgang mit Sprache. Denn wo von Lepra betroffene Personen als „aussätzig“ bezeichnet werden, wird das Stigma der eigentlich gut behandelbaren Krankheit nicht überwunden, sondern noch verstärkt. Generell gilt: Wenn zwischen verschiedenen Krankheiten besonders unterschieden wird, fördert das Ausgrenzung. Darum sind Bezeichnungen von Kranken als „aussätzig“ oder von Krankheiten wie HIV/Aids als „Schwulenseuche“ nicht nur inhaltlich falsch (so gehören z.B. in Uganda nicht Homosexuelle, sondern jung verheiratete katholische Eheleute zu den HIV-Hochrisikogruppen). Derlei Bezeichnungen führen zudem dazu, dass falsche Förderprioritäten gesetzt werden und Menschen vom Gesundheitssystem ausgeschlossen werden. 

Beispielhaft dafür der Wikipedia-Eintrag zur Diskursgeschichte des abwertend gebrauchten Begriffs „Schwulenpest“

Das Aussätzigen-Hilfswerk Österreich firmiert international als „Austrian Leprosy Relief Association“. Darum waren Betroffenengruppen zwar nie glücklich mit unserem deutschen Namen, haben diesen aufgrund unserer ständigen inhaltlichen Auseinandersetzung aber doch akzeptiert. Für diese Akzeptanz sind wir dankbar. Die Auseinandersetzung hat aber gezeigt, dass es höchste Zeit ist, auf die inhaltlichen Diskussionen um unseren Namen in neuer Form zu reagieren: Wir werden uns umbenennen. 

Wir freuen uns, wenn Sie sich mit Ihren Vorschlägen an dieser „Taufe“ beteiligen. Wir freuen uns, wenn Sie uns auch mit unserem neuen Namen weiter gewogen bleiben: Mit Ihrer Unterstützung helfen Sie uns, Gesundheit ansteckend zu machen.

Poster zum Weltlepratag

Hier können Sie das  herunterladen. 

Vermissen Sie unsere Poster und Informationen in Ihrer Kirchengemeinde, in Ihrer Apotheke oder an anderen Orten? Bitte sprechen Sie diejenigen Personen und Organisationen an, die für die Verbreitung unserer Impulsplakate sorgen könnten. 

In einem Pfarrhof oder einer Ordination fällt viel Post an - vielleicht könnten Sie Ihre Mithilfe bei der Auslage und beim Aufhängen anbieten? 

Bei Interesse kontaktieren Sie uns bitte telefonisch unter 05574 623 888 oder per Mail

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