TB-Gipfel

Bregenz, Riga. Februar 2015. Die lettische EU-Ratspräsidentschaft hat für den 30. und 31. März 2015 zu einer Ministerialkonferenz mit dem Thema Tuberkulose und MDR-TB Bekämpfung in Riga eingeladen. Das Aussätzigen-Hilfswerk Österreich begrüßt die österreichische Teilnahme am Gipfel. Denn Europa steht an einem Scheideweg im weltweiten Kampf gegen Tuberkulose: Unter den durch die Luft übertragenen Infektionskrankheiten ist TB Todesursache Nummer ein. Dabei hat Europa eine der höchsten Raten multiresistenter (MDR) TB weltweit. Bei 15 von weltweit 27 hochgradig von MDR-TB-betroffenen Ländern handelt es sich um europäische Staaten. Die Länder Osteuropas haben sehr große Probleme mit MDR-TB (35% der neuen Fälle und 75% der bisher behandelten Fälle).

Österreich zählt etwa 650 Tuberkulosefälle im Jahr. Die Zahl der MDR-Fälle und die der extrem arzneimittelresistenten (XDR) Tuberkulose-Fälle steigt jedoch auch bei uns, wiewohl noch langsam (2011: 19 MDR-Fälle, davon sechs XDR; 2012: 27 MDR-Fälle, davon zehn XDR).

Weltweit sind Millionen Menschen von TB betroffen. Es geht um eine Gerechtigkeitslücke – auch die Ärmsten der Armen brauchen funktionierende Forschung und bezahlbare Arznei. Wie so oft liegt Gerechtigkeit schon in unserem eigenen gesundheitspolitischen und wirtschaftlichen Interesse. Laut einer aktuellen Studie im European Respiratory Journal belastet ein einziger MDR-Fall das Gesundheitssystem mit über 24.000 €.

Die Forschung gegen TB und auch die Versorgung der PatientInnen mit Medikamenten ist jedoch ungesichert. Das Aussätzigen-Hilfswerk Österreich befürchtet größer werdende Förderungslücken - und einen darauf folgenden starken Anstieg der TB. Die Rigaer Konferenz stellt darum eine historische Chance für die EU-Mitgliedstaaten dar, eine gemeinsame europäische Antwort gegen die TB zu formulieren. Wir hoffen, dass das jetzt zu beschließende Programm in den nächsten zehn Jahren Bestand haben wird.

Darum ist es wichtig, dass die russische und die ukrainische Regierung über die Ergebnisse informiert und zur Mitarbeit eingeladen werden: Die Erklärung von Riga könnte ganz konkrete Maßnahmen enthalten, mit denen europäischen Regierungen über die Grenzen hinweg zusammenarbeiten können. Das Aussätzigen-Hilfswerk Österreich ist – wie unsere Partner in der Stop-TB-Partnerschaft und verschiedenen anderen Netzwerken insgesamt – der festen Überzeugung, dass der Europäischen Kommission eine ganz entscheidende Rolle bei der Überwindung der TB zuteilkommt. Österreich spielt als ein Scharnier zwischen Ost- und Westeuropa nochmals eine besondere Rolle. Darum appelliert das Aussätzigen-Hilfswerk Österreich, dass die Erklärung der Kommission ein Mandat verschafft, endlich konkrete Maßnahmen umzusetzen.

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