Schwarzes Dreieck

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▼ „Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung.″ 
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Die Menschen in den Partnerländern der Entwicklungszusammenarbeit leiden an einer Doppelbelastung durch Infektionskrankheiten und durch chronische Krankheiten. 

Infektionskrankheiten wie etwa Tuberkulose haben im globalen Süden nichts von ihrem Schrecken verloren. Gleichzeitig führt die Landflucht zu Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten: In der Stadt können Slumbewohner kein Obst oder Gemüse anbauen. Gerade die Ärmsten der Armen sind damit auf industriell produzierte Nahrungsmittel angewiesen. Gesunde Kost wird zum Luxus. Chronisch verlaufende Zivilisationskrankheiten wie Diabetes oder Bluthochruck sind die Folgen. Das kostet immer mehr Menschenleben. 

Aufgrund der doppelten Krankheitsbelastung durch Infektionskrankheiten und chronische Krankheiten werden im globalen Süden Medikamente häufig in ganz anderen Kombinationen als bei uns in Österreich eingesetzt. Die sich ergebenden Wechselwirkungen sind wenig erforscht, zumal im globalen Süden kaum systematische Erhebungen unerwünschter Nebenwirkungen erfolgen. Das ist in Europa etwas anders: Jetzt hat die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) eine öffentliche Umfrage gestartet. Umfrageschluss ist am 9. Oktober. Ziel ist es, das Nebenwirkungspotential von Arzneimitteln besser zu verstehen. Das gilt besonders für neu zugelassene Medizin unter zusätzlicher Überwachung, die mit dem schwarzen Dreieck gekennzeichnet sind. Die EMA-Umfrage ist nur online auf der EMA-Website zugänglich — über einen Kurzlink auf der rechten Seite ist die deutsche Sprache auszuwählen. 

Das Aussätzigen-Hilfswerk Österreich weist auf die große Bedeutung der Umfrage für uns in Österreich und für die Menschen im globalen Süden hin. Das Aussätzigen-Hilfswerk Österreich bittet daher darum, medizinische Fachkräfte sowie Patientinnen und Patienten gleichermaßen auf die Umfrage hinzuweisen. Die Beteiligung ist aus Sicht des Aussätzigen-Hilfswerks Österreich eine Chance für Menschen im globalen Norden und im globalen Süden. 

Die zusätzliche Überwachung neuer Medikamente in ungewöhnlichen Kombinationen ist unbedingt nötig. Dazu Daniela Klocker, Projektreferentin beim Aussätzigen-Hilfswerk Österreich: "Medikamente werden in aller Regel hauptsächlich an erwachsenen männlichen Nordeuropäern getestet. Sogar bei Tierversuchen werden Medikamente zunächst hauptsächlich an männlichen Mäusen getestet — der komplexe weibliche Zyklus ist ein Störfaktor, der von den Forschenden ausgeblendet wird." 

Pfr. Edwin Matt, Kuratoriumsvorsitzender des Aussätzigen-Hilfswerk Österreich, ergänzt: "Frauen, alte oder auch arme Menschen haben im Gesundheitssystem schlechtere Karten als Männer — das gilt weltweit." Die Umfrage der EMA bietet die Möglichkeit, stärkeres Augenmerk auf die für vernachlässigte Betroffenengruppen relevanten Nebenwirkungen zu richten. Die Beteiligung an der Umfrage ist ein Akt der konkreten Solidarität mit den Ärmsten der Armen im globalen Süden. Gleichzeitig liegt die Beteiligung an der Umfrage im ureigensten Interesse österreichischer Patientinnen und Patienten: Das schwarze Dreieck allein bietet noch keinen ausreichenden Schutz. Das schwarze Dreieck muss von allen Beteiligten verstanden und beachtet werden. 

Das Aussätzigen-Hilfswerk Österreich engagiert sich seit 1958 für das Menschenrecht auf Gesundheit. Die Stiftung kirchlichen Rechts versteht sich als Menschenrechtswerk der katholischen Kirche im Gesundheitssektor der Entwicklungszusammenarbeit. Ziel ist die nachhaltige Überwindung von stigmatisierenden Armutskrankheiten. Das Aussätzigen-Hilfswerk Österreich trägt das österreichische Spendengütesiegel. Spenden sind steuerbegünstigt. 

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (European Medicines Agency, EMA) beurteilt und überwacht die Wirkung von Arzneimittel in der Europäischen Union. Die EMA arbeitet mit den nationalen Behörden der Mitgliedsstaaten zusammen und ist auch für die Zulasssung von Arzneimitteln zuständig. 

Weiter Informationen beim österreichischen Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen 

Direkt zur EMA-Evaluierung: Das Schwarze Dreieck 

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