„Nichts wird mehr sein wie zuvor.“ Das war die Einschätzung und die Erwartung des Vorsitzenden des deutschen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen, vor Beginn der Amazonien-Synode.
Jetzt haben Adveniat und Misereor das Abschlussdokument der Synode in deutscher Fassung veröffentlicht.
Die Menschen-, Welt- und Kirchenbilder Bischof Overbecks haben sich in den Jahren zwischen 2010 und 2019 weiterentwickelt. Diese Entwicklungen im Denken und Handeln Bischof Overbecks stehen pars pro toto für große Teile der römisch-katholischen Kirche, die seit zwei Jahrtausenden Wandlung feiert: Nicht als modernistischer Impuls, sondern als eine adäquate, weil achtsame und liebende Reaktion auf eine Welt im Wandel.
So sagte der Bischof noch am 11. April 2010 in der Talkshow von Anne Will im Ersten Deutschen Fernsehen über Homosexualität: „Das ist eine Sünde, [das] wissen wir ganz klar und eindeutig. […] Das widerspricht der Natur.“
2019 entschuldigte sich Bischof Overbeck für diese Aussage: Echt erfüllte Liebe könne auch gleichgeschlechtlich sein. Das Amt und seine Erfahrung mit dem sexuellen Missbrauch hätten ihn verändert. Er sagte: "Wenn Sie mir heute bescheinigten, ich wäre noch derselbe wie vor zehn Jahren, dann empfände ich das als Niederlage." (vgl. katholisch.de, 28.10.2019, „Bischof hat nach eigener Aussage frühere Überzeugungen revidiert“: Priesteramt an einem Y-Chromosom festmachen?).
Overbeck ist gegen den Ausschluss von Frauen von Weiheämtern und für eine neue Beziehungsethik, bei der die Kirche „noch ganz am Anfang“ stehe.
Unsere Kirche ist in einem großen Umbruch. Dies deshalb, weil unsere Kirche auf viele Art Weltkirche ist und diese Welt im Umbruch steht. Der Papst möchte die Sünde wider die Schöpfung in den Katechismus der katholischen Kirche aufnehmen. Damit ist die Kirche auf dem Weg zu einer ökologisch-systemischen Anthropologie.
Kirche überdenkt ihre Vorstellung vom Menschen, so wie Beziehung zu Gott immer neu wird. Eines der ersten konkreten Ergebnisse dieser Denkantrengung ist die Synode und ihr Abschlussdokument.
Nach der Synode ist nichts mehr wie zuvor – und wir stehen noch ganz am Anfang.