Weihnachten 2024

Gender Bias und Gesundheit: der Weg zu mehr Gerechtigkeit

 

Die Vision von plan:g ist klar und einfach: eine gerechte Welt, in der Gesundheit für alle Menschen zugänglich ist – unabhängig von Geschlecht, Herkunft, sozialem Status oder Wohnort. Gesundheit ist ein Menschenrecht, und wir glauben daran, dass jede*r das Recht auf eine gerechte medizinische Versorgung, Bildung und Selbstbestimmung hat. Dieses Engagement geht über medizinische Hilfe hinaus und umfasst nachhaltige Entwicklung, Bildung und soziale Gerechtigkeit. 

 

In einer Zeit, in der vor allem Frauen- und Gesundheitsrechte auf dem Spiel gegen Macht und Profite stehen, wenn Krise zum Alltag und Propaganda zur Wahrheit werden, ist es wichtig, dass Menschenrechte trotzdem das Gebot der Stunde bleiben.

 

plan:g setzt auf Partnerschaften auf Augenhöhe. Wir arbeiten eng mit lokalen Partnerorganisationen in verschiedenen Ländern zusammen, um Projekte und Initiativen zu unterstützen, die genau auf die Bedürfnisse der Menschen vor Ort abgestimmt sind. Ob es um Gesundheitssysteme, Bildung oder die Rechte von Frauen und Mädchen geht – die Menschen vor Ort kennen ihre Herausforderungen am besten. Deshalb entwickeln wir unsere Projekte gemeinsam mit unseren Partner*innen und bieten keine fertigen Lösungen an, sondern unterstützen maßgeschneiderte, nachhaltige Ansätze, die den lokalen Anforderungen gerecht werden.

 

Gesundheit ist das Zentrum unserer Arbeit. Besonders benachteiligte Gruppen wie Frauen, Kinder und Menschen in ländlichen Gebieten haben oft eingeschränkten Zugang zu medizinischer Versorgung. Weihnachten erinnert uns daran, wie wichtig es ist, Raum für andere zu schaffen – für ihre Geschichten, ihre Bedürfnisse und ihre Würde. Doch auch heute bleibt vielen Menschen der Platz in der „Herberge“ versagt: Frauen, deren gesundheitliche Bedürfnisse übersehen werden. Menschen, die aufgrund sozialer oder kultureller Diskriminierung keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Diese Herausforderungen prägen nicht nur biblische Geschichten, sondern unsere Gegenwart.

 

Der Gender Bias, also die geschlechtsspezifische Verzerrung, betrifft vor allem Frauen und andere benachteiligte Gruppen. Er ist in der Medizin, besonders in der Diagnostik und Behandlung, nach wie vor allgegenwärtig. Studien und Diagnosen orientieren sich oft an männlichen Symptombildern und ignorieren die Bedürfnisse von Frauen und anderen gesellschaftlich benachteiligten Gruppen. In vielen medizinischen Bereichen gibt es auch weniger Daten zu Frauen als zu Männern. Diese Datenlücke wird als Gender-Data-Gap bezeichnet bzw. in der Medizin sogar als Gender-Health-Gap. Das liegt daran, dass bis in die 1990er Jahren in der Medizin nur an Männern geforscht wurde. Das geballte Wissen, über Symptome und Nebenwirkungen etwaiger Behandlungsmöglichkeiten wie Medikamente oder Impfungen, bezog sich somit ausschließlich auf den etwa 80 Kilo schweren Männerkörper.

Vielleicht ist Ihnen das Beispiel der Herzinfarkt-Symptomatik bereits bekannt: Stechen in der Brust, das in den linken Arm strahlt. Das trifft allerdings nur auf Männer zu. Die Symptome des weiblichen Herzinfarktes wurden lange sogar als „atypisch“ bezeichnet, da diese etwa Atemnot, Rückenschmerzen, kalten Schweiß und Schmerzen im Oberbauch umfassen. Dass Medikamente bei Frauen und Männern unterschiedlich wirken und Krankheiten anders verlaufen, liegt vor allem an den Geschlechtschromosomen (XY; XX) die bestimmen nämlich maßgeblich die Hormone, das Herz-Kreislauf-System, den Stoffwechsel, die Körperzusammensetzung und das Immunsystem. Insbesondere die Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron geben an, wie viele Enzyme in der Leber bestimmte Wirkstoffe abbauen. Jedoch hilft auch die über beide Geschlechter gemittelte Dosis weder Frau noch Mann wirklich weiter, da die Wirksamkeit je nach Geschlecht oft nicht berücksichtigt wird. Das Verhältnis sollte sich an der tatsächlichen Geschlechterverteilung der Krankheiten orientieren, also daran wie häufig die Geschlechter unter der spezifischen Krankheit leiden.

 

Dabei spielen aber keineswegs nur biologische Faktoren eine Rolle. Wir haben auf der einen Seite die Biologie, die Hormone und die Geschlechtschromosomen. Auf der anderen Seite müssen wir immer die psychosozialen Faktoren berücksichtigen. Gender ist ein soziales, ein kulturelles Konstrukt.

Diskriminierung in der Medizin und Gesellschaft beschränkt sich nicht nur auf das Geschlecht. Der intersektionale Ansatz zeigt, dass Benachteiligungen häufig auf einem komplexen Zusammenspiel von Faktoren wie sozialer Herkunft, ethnischer Zugehörigkeit, Alter oder Behinderung basieren.

 

 

 

Die Skizze intersektionaler Ausgrenzung in Partnerländern der Entwicklungszusammenarbeit zeigt, wie tief verwurzelt diese Diskriminierung ist. Sie verdeutlicht, dass für eine gerechte Gesundheitsversorgung ein ganzheitlicher Ansatz nötig ist – einer, der soziale, kulturelle und biologische Faktoren gleichermaßen in den Blick nimmt.

Um Diskriminierung zu verstehen, ist es notwendig, die Verflechtung verschiedener Benachteiligungen wie Geschlecht, Herkunft oder sozialen Status zu erkennen, da diese oft gleichzeitig wirken und sich gegenseitig verstärken.

 

Weihnachten lädt uns ein, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Es fordert uns auf, über Schubladen und Vorurteile hinauszudenken und gemeinsam für eine gerechtere und freiere Gesellschaft einzutreten.

Unsere Vision ist eine Welt, in der Gerechtigkeit und Gesundheit für alle Menschen Wirklichkeit werden. Mit Ihrer Unterstützung tragen Sie dazu bei, bestehende Ungleichheiten abzubauen und Jugendlichen die Chance zu geben, ihre Zukunft selbstbestimmt zu gestalten. Gemeinsam können wir eine gerechtere und solidarischere Welt schaffen.

 

Service Telefon:
+43 5574 623 888